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Dienstag, 16.05.2023


Ampel-Politiker fordern Militärseelsorge für Muslime

Den weit über 3.000 muslimischen Soldaten bleibt die seelsorgerische Unterstützung schon viel zu lange verwehrt. Dabei forderte und formulierte der ZMD schon vor über zehn Jahren ein Konzept muslimischer Militärseelsorge

Osnabrück (KNA/Eigene) Die Ampel-Fraktionen im Bundestag haben die Bundesregierung aufgefordert, islamische Militärseelsorger in der Bundeswehr einzusetzen. Die Abgeordneten verweisen darauf, dass mittlerweile über 3.000 Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens ihren Dienst in der Bundeswehr leisteten. Seit 2019 gibt es eine jüdische Militärseelsorge.

Unterdessen erhebt der ZMD seit über zehn Jahren die Forderung nach muslimischen Militärseelsorgern. Dass die Bundesregierung hier noch nicht weitergekommen ist, ist für ZMD-Vorsitzenden Aiman Mazyek nicht nachvollziehbar. Dieser bekräftigte kürzlich in einem Artikel des MDR: „Wenn muslimische Soldatinnen und Soldaten sich entscheiden, für Deutschland letztendlich ihren Kopf hinzuhalten, dann sollten wir uns doch anschicken, eine auch verfassungsrechtlich tragfähige Lösung zu finden.“

In einem Brief des stellvertretenden FDP-Fraktionschefs Konstantin Kuhle, der migrationspolitischen Sprecherin der Grünen, Filiz Polat, und der Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD), der der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) vorliegt, heißt es: "Die evangelische, katholische und jüdische Militärseelsorge leisten bereits heute einen unverzichtbaren Beitrag zur seelsorglichen Betreuung von Soldatinnen und Soldaten sowie deren Angehörigen. Muslimischen Rekruten bleibt diese Form der Unterstützung, anders als in Nachbarländern wie der Schweiz, allerdings schon viel zu lange verwehrt."

Im Februar hätten die ersten Studierenden am Islamkolleg in Osnabrück den Kurs für muslimische Seelsorge absolviert, heißt es weiter in dem Brief. "Wir möchten das zum Anlass nehmen, um bei Ihnen für die Einrichtung einer muslimischen Militärseelsorge zu werben", schreiben die Abgeordneten an Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD).

Das Aufgabenspektrum der Streitkräfte und insbesondere die Auslandseinsätze hätten spürbare Auswirkungen auf die Lebenssituation von Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien. "Ihre religiöse Betreuung in der Bundeswehr muss für uns einen hohen Stellenwert haben", so die Abgeordneten.


Kuhle sagte der Zeitung, die Einrichtung einer muslimischen Seelsorge bei der Bundeswehr wäre ein Beitrag zur Anerkennung der Realität: "Muslime übernehmen in vielen gesellschaftlichen Bereichen Verantwortung." Wenn der deutsche Staat die Ausbildung von Imamen, etwa am Islamkolleg in Osnabrück, fördere, "dann sollte er auch Möglichkeiten zur Beschäftigung der Absolventen dieser Ausbildung eröffnen", sagte der FDP-Politiker.